Seit zwei Jahren arbeitet Nancy mit dem Budget für Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Jetzt möchte sie noch mehr Menschen in Thüringen für das Budget begeistern.
Nancy, sie wohnen in Weimar und nutzen seit einiger Zeit das Budget für Arbeit. Was führte dazu, dass Sie jetzt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind?
Jetzt ganz grob gesagt, weil ich mich unterfordert gefühlt habe. Dazu kam noch ein Vorfall, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Das waren die Gründe, warum ich mich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt versuchen wollte und deswegen bin ich auch gegangen.
Wo arbeiten Sie denn jetzt und wo haben sie vorher gearbeitet?
Ich habe vorher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gearbeitet in Erfurt und ich arbeite jetzt seit über zwei Jahren auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt über das Budget für Arbeit. Ich bin Referentin bei einem Selbstvertretungsverband von Menschen mit Behinderungen.
Wie sind Sie denn überhaupt auf das „Budget für Arbeit“ aufmerksam geworden? Und wie hat das mit der Beantragung funktioniert?
Ich bin auf das Budget für Arbeit aufmerksam geworden, weil mich viele Menschen von außen drauf aufmerksam gemacht haben, und ich war auch ganz froh drüber. Ich hatte dann durch die Idee die Gelegenheit, mich mehr damit zu befassen, und bin froh, das jetzt machen zu dürfen.
Für mich war der Antrag erstmal einfach, weil ich einfach zum Sozialamt gegangen bin und habe den Antrag gestellt und das Sozialamt in Erfurt war wirklich gut drauf und hat mich die ganze Zeit gut unterstützt. Wie ist es in anderen ländlichen oder städtischen Bereich in Thüringen ist, das kann ich nicht aussagen, aber in Erfurt habe ich Unterstützung bekommen.
Wie sind Sie denn auf Ihren Arbeitgeber aufmerksam geworden und hat Sie dabei jemand unterstützt?
Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen, aber ich weiß, dass ich bei einer Veranstaltung saß und da kam ich mit der Ministerin ins Gespräch. Sie meinte: „Wie wär’s, wenn du dort anfängst zu arbeiten?“. Na, das hab´ ich dann auch gemacht- jetzt hab‘ ich meinen Arbeitgeber gefunden!
Was konnten Sie denn besonders gut, als Sie das begonnen haben?
Was ich gut konnte, war mit Menschen von der Politik zu sprechen. Da war es gut, dass ich schon aktiv war als Frauenbeauftragte und Werkstatträtin. Denn da kam ich ja schon mit Menschen in der Politik gut in den Kontakt und auch mit anderen Verbänden und Vereinen. Ja und jetzt mach‘ ich das, wo ich wirklich Spaß dran habe und ich hab‘ meinen Traumjob gefunden.
Dann geben Sie uns doch mal einen Einblick – wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Normaler Arbeitstag ist so: Ich kümmere mich erstmal um meine E-Mails, beantworte erstmal Anrufe, die dann reingekommen sind und kümmere mich um Menschen, die Fragen haben nach Workshops usw. Da gibt’s so viele Tätigkeiten, das kann ich gar nicht alles aufzählen, was ich mache und wo ich Spaß dran habe. Generell macht mir aber die Lobbyarbeit und Interessensvertretung sehr viel Spaß. Auch, weil ich mit der Politik streiten mag und einfach sagen kann, was uns behinderten Menschen wichtig ist. Ich mag es, Menschen eine Stimme zu geben, die sich das noch nicht trauen. Ja, das ist es, was sich besonders daran mag.
Bekommen Sie denn Unterstützung bei der Arbeit, und wenn ja, wie sieht die aus?
Ich habe gerade zwei studierende Menschen bei mir, die mich unterstützen auf Ehrenamtsbasis und auch meine Kollegin die Stellvertreterin von meinem Arbeitgeber unterstützt.
An wen können Sie sich wenden, wenn es Probleme bei der Arbeit gibt?
Ich habe Menschen drum herum, die mich unterstützen und ich hab´ auch von Außen und vom Sozialamt viel Unterstützung, auch der Integrationsfachdienst unterstützt mich gerade und da bin ich auch ganz froh drüber und das ist auch wichtig. Ich weiß, das muss es für alle Betroffenen mehr geben. Ich kann Ihnen nur sagen, in Erfurt funktioniert es – wie es woanders ist in Thüringen, kann ich nicht sagen.
Was gefällt Ihnen denn am „Budget für Arbeit“ besonders gut und welche Vorteile sehen Sie?
Ich bin froh, dass ein Großteil meines Gehaltes übernommen wird und dass es möglich ist, sein Leben lang das „Budget für Arbeit“ nutzen. Das ist einfach eine Absicherung für mich.
Was würden Sie am „Budget für Arbeit“ gerne verändern?
Ich würde mir wünschen, dass Menschen, die das „Budget für Arbeit“ nutzen, auch einen Ansprechpartner haben in dem jeweiligen Bundesland, das würde ich mir wünschen, aber ich bin ja grad dabei auch hier in Thüringen etwas zum Budget für Arbeit machen zu wollen, weil es mir wichtig ist, dass auch Budgetnehmer*innen eine Ansprechperson haben. Daher denke ich, dass auch das bundesweite Peer-Netzwerk eine gute Idee ist, hier kommen nämlich viele Betroffene aus vielen Bundesländern zusammen.
Inwiefern hat sich ihr Leben und vielleicht auch Sie selbst sich seit Dienstbeginn verändert?
Ich denke, ich bin etwas ruhiger geworden und bin auch umgezogen in eine andere Stadt, weil ich das Gefühl hatte, ich brauche einen Neuanfang. Und was soll ich sagen, es hat sich gelohnt, ja. Ich bin ganz glücklich, ich wohne in keiner Plattenbauwohnung mehr, sondern in einem Altbau. Das ist eigentlich mein Wunsch gewesen, der wahr geworden ist und darauf habe ich mich riesig gefreut. Das hat sich hat sich also zum Guten verändert.
Was empfehlen Sie anderen, die sich auf den Weg machen möchten?
Macht das einfach, traut euch, auch wenn es nicht einfach ist. Es wird immer Tage geben, da geht es euch nicht gut und ihr sagt, ihr wollt nicht mehr, schmeißt hin und geht zurück. Die Tage gibt es auch bei nicht behinderten Menschen. Versucht es einfach. Ich kann sagen, ich bin froh, den Weg gewagt zu haben, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, ich will zurück. Aber ich bin froh, dass ich mutig war. Deswegen traut euch! Und wenn ihr Fragen habt, fragt Freunde, Familie, oder sucht euch eine andere Person, die den Weg schon geschafft hat.
Bei Interesse und Fragen, melden Sie sich bitte unter kontakt@budgetkompetenz.de